Montag, 30. Juli 2007
Auswanderer-Soaps
Dieser von mir verfasste Artikel erschien in der letzten Ausgabe der LGG-Schülerzeitung Eule; Viel Spaß beim Lesen:

Deutsche Bratwurst und deutsches Brot
Simon Wiegand, 13

Ich schalte den Fernseher an. Es ist unter der Woche und ich lande bei einem Privatsender. Die Chance ist relativ hoch, dass ich es sehe. Und am nächsten Abend werde ich es wieder sehen. Eine „Auswanderer-Sendung“.
Der typische Fall: Eine Familie von Harz 4 lebend mit ausreichenden Sprachkenntnissen im Deutschen und drei Brocken Englisch im Gepäck wandern aus. Und sie erleben alle das gleiche: 1. „Komisch die Leute reden hier so anders; keiner versteht mich.“ 2. „Die haben hier ganz andere Sachen im Supermarkt; das ist hier gar nicht wie in Deutschland.“ 3. „Mitten im Wald bei einer Bevölkerungsdichte von 3,5 Menschen pro Quadratkilometer gibt’s hier ja gar keinen deutschsprachigen Arbeitsplatz, dabei sind wir doch in Finnland.“
Okay das mag etwas überspitzt sein, aber schaut euch die Sendungen mal an! Gerade die Sendung auf Kabel 1 zeigt bevorzugt diese Fälle und im Zweifelsfall werden die Menschen in dem fremden Land als schuldig dargestellt. Aber unter den ganzen gezeigten Menschen erscheint ein sehr großer Teil sogar erfolgreich. Wie es ihnen nach Ablauf des Drehs ergeht weiß zwar niemand, aber zumindest in den Sendungen schaffen es viele irgendwie doch eine Arbeit zu finden und sich durschzuschlagen. Was mir auffällt ist, dass mehr als 50% der Leute irgendwann auf die Idee kommen deutsches Brot zu backen und oder deutsche Bratwurst herzustellen. Faszinierend, dass die wichtigsten Exportgüter des Landes der „Dichter und Denker“ Brot und Wurst sind.
Doch warum schaue ich mir dann diese Sendungen überhaupt an? Zum einen sind die verschiedenen Sendungen von sehr unterschiedlichem Niveau. Vox zeigt zum Beispiel zwischendurch auch ein paar sehr vernünftig geplante Auswanderungen. Zum anderen ist es einfach sehr unterhaltsam, wenn jemand mit niederbayerischem „Englisch“ einem Australier erzählt, dass er gerne ein Wiener Schnitzel hätte, außerdem sieht man hier für den Fall, dass man selber vorhat einmal in einem anderen Land zu leben, sieht man wie man es nicht anstellen sollte.
Deswegen rate ich euch: Schaltet ruhig mal den Fernseher an, beißt in eure deutsche Bratwurst, die in einem deutschen Brötchen steckt und amüsiert euch!

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